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2. Nov 15 46371David

rotes Fleisch – ungesund – WHO Krebs Studien

Ist die WHO Studie übertrieben oder ist rotes Fleisch wirklich krebserregend & ungesund? 10 wichtige Fragen:

Als verarbeitete Fleischwaren und rotes Fleisch von der Weltgesundheitsorganisation WHO als
krebserregend eingestuft wurden, hat mich nur eine Sache schockiert – die Reaktionen in den Kommentaren… Tatsächlich war diese Information alles andere als neu. Beinahe alle Gesundheitsorganisationen predigen seit Jahrzehnten, dass uns der Fleischkonsum krank macht.

Dennoch gleichen viele Diskussionen und Reaktionen auf die Botschaft denen von Kreationisten, die die Evolutionstheorie ablehnen, da sie sich beleidigt fühlen vom Affen abzustammen, oder sich weigern ein Produkt des Zufalls zu sein. Dinge sind nun mal so wie sie sind, egal ob sie uns gefallen oder nicht. Emotionen ändern nichts daran.

Die WHO hat niemandem verboten weiterhin Fleisch zu essen. Jeder sollte jedoch informierte Entscheidungen treffen können – basierend auf wirklichen Erkenntnissen. Bevor jemand also die beleidigte Leberwurst spielt, sollte er die Information erst mal in aller Ruhe verdauen und überlegen, wie man einen ersten Schritt gehen kann. Falls Sie noch am Wahrheitsgehalt der Aussage zweifeln, oder eine bisher unbeantwortete Frage haben, sollten Sie weiterlesen. Im Folgenden versuche ich auf 10 typische Reaktionen einzugehen und die aufkommenden Fragen zu beantworten. Falls Sie eine Frage haben, die danach noch unbeantwortet bleibt, schreiben Sie diese in die Kommentare – ich kümmere mich darum.

1. Ist Fleischverzehr genauso schädlich wie Tabak und Asbest?

Ja, die WHO hat verarbeitetes Fleisch in die gleiche Gruppe der krebserregenden Stoffe gesetzt wie Asbest und Rauchen. Das bedeutet aber nicht, dass all diese Stoffe in gleichem Maße krebserregend sind. Die Gruppe beschreibt lediglich die wissenschaftliche Beweiskraft für die eindeutig krebsfördernde Wirkung, nicht aber deren Stärkegrad.
Nur, dass wir uns nicht missverstehen – ein Risiko besteht immer. Jedes Mal, wenn ich mich ins Auto setze, besteht die Gefahr, dass ich in einen Unfall gerate. Wenn ich telefonierend über die Autobahn fahre ist das Risiko zwar höher, ich werde aber nicht zwingend einen Unfall bauen (vergleiche den sehr alten Menschen, der sich furchtbar ernährt, raucht, trinkt und trotzdem lebt).
Je häufiger ich mich dieser Gefahrenquelle aussetze, desto wahrscheinlicher wird jedoch ein Unfall (vergleiche den durchschnittlichen alten Menschen mit all seinen Gebrechen).
Selbst wenn bestimmte Dinge das Krebsrisiko nur geringfügig erhöhen, stellt sich letztendlich die Frage, ob wir uns dem Risiko aussetzen müssen um zu überleben. Das heißt konkret: Müssen wir an die Sonne und uns der UV-Strahlung aussetzen? Ja. Brauchen wir Fleisch oder Zigaretten zum Überleben? Nein.

Jetzt kommt das große Problem: Bisher haben wir nur über Krebs geredet. Die häufigste Todesursache ist jedoch der Herzinfarkt. Nicht nur diese, sondern auch andere Erkrankungen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Übergewicht, Osteoporose, Diabetes, Alzheimer (nur um ein paar zu nennen) sind mittlerweile unumstritten durch unsere Tierprodukt-lastige Ernährung begünstigt. Schon wird aus der einfachen Autofahrt eine Verfolgungsjagd ohne Gurt, mit einem Donut in der einen Hand und dem Telefon in der anderen…

Während man Kindern eine Zigarette aus den Händen schlagen würde, reicht man ihnen jedoch guten Gewissens eine Wurst. Allein diese Diskrepanz lässt den Stärkegrad der krebsfördernden Wirkungen zwischen Tabak und Wurstwaren verschwimmen. Solange die gesundheitlichen Risiken eines Lebensmittels verharmlost werden, nur weil sie Tradition sind, werden weiterhin Entscheidungen, basierend auf falschen Annahmen getroffen. Daher lautet die Botschaft ganz klar: meiden, nicht nur reduzieren! Ist dieser Schritt verstanden, kann jeder selbst entscheiden, ob er ein kalkuliertes Risiko eingeht.

2. Das ist doch alles Panikmache!

Für all die Zweifler habe ich eine Gegenfrage: Wenn die 800 ausgewerteten Studien von renommierten Experten wirklich fehlinterpretiert sein sollten, bzw. alles nur Panikmache ist, welchen Nutzen hat die Aktion dann? Welchen wirtschaftlichen Vorteil erhofft sich die WHO von dieser Information? Weder die WHO selbst, die Pharmaindustrie, noch Vieh- oder Gemüseproduzenten haben einen Vorteil daraus. Und nein, auch Monsanto verkauft seinen Kram an die Tierindustrie… Wahrscheinlich ist die WHO von Presseleuten infiltriert, da die endlich eine Schlagzeile mehr rausbringen konnten 😉

Tatsächlich hat die WHO im Laufe der Woche immer wieder versucht ihre eigene Aussage zu entschärfen. Augenscheinlich waren einige Konzerne nur wenig erfreut und haben die ein oder andere empörte Nachricht an die WHO gesendet. Es ist faszinierend, dass die Weltgesundheitsorganisation ihren Bericht TROTZ des Drucks von der Wirtschaft veröffentlichte. Bei dieser Beweislage hat man allerdings auch keine andere Wahl.

3. Es verursacht doch sowieso alles Krebs!

Das stimmt so nicht. Es gibt nämlich eine bunte Vielfalt an Lebensmitteln, die nachweislich das Krebsrisiko senken und gleichzeitig gegen die meisten anderen chronischen Zivilisationskrankheiten helfen. Diese Lebensmittel sind alle reich an Ballaststoffen, welche nur in Pflanzen zu finden sind. Deshalb haben Vegetarier auch ein signifikant geringeres Krebsrisiko und das Blut von Veganern ist sogar 8 mal besser in der Abwehr gegen Krebszellen, als das des Durchschnitts.

Viele werden jetzt denken, dass auch Obst und Gemüse gespritzt werden und man eigentlich nur mit einem eigenen Garten sichergehen kann, das zu bekommen, was man will. Sie haben auch Recht. Es wäre natürlich der beste Weg, alles selbst in die Hand zu nehmen. Den Kopf in den Sand zu stecken, weil es für einen persönlich nicht umsetzbar ist, stellt aber auch eine fragwürdige Alternative dar. Manchmal muss man sich eben mit dem Zweitbesten zufrieden stellen. Viele arbeiten sich aber leider vom Schlimmsten zum Zweitschlimmsten in ihrer Lebensmittelauswahl – wo bleibt da die Logik?

4. Warum habe ich noch nicht früher davon gehört, wenn es so viele Studien gibt? / Studien sagen doch nichts aus!

Das ist tatsächlich eine gute Frage. Einerseits könnten die Verschwörungstheoretiker jetzt kommen und behaupten, die Lobby der Tierindustrie sei so groß und mächtig, dass diese Erkenntnisse bewusst unter der Hand gehalten werden. Dies öffnet jedoch ein neues Fass und ist glücklicherweise nicht notwendig zur Beantwortung dieser Frage. Wer dennoch mehr zum Thema erfahren möchte und nicht selbst recherchieren will, kann sich den Film „Cowspiracy“ anschauen.

Vorneweg: eine einzelne Studie sagt eigentlich wirklich noch nicht viel aus, deshalb hat die WHO auch über 800 ausgewertet. Ein einfacher Grund, weshalb man nicht ständig deutlich hört, dass Fleisch ungesund sei, liegt an dem typischen Studienaufbau heutzutage. Die meisten Studien beziehen sich auf einzelne Stoffe, da dadurch einfacher neben Korrelationen auch Kausalitäten belegt werden können. Man wird also sehr häufig finden, dass Dinge wie IGF-1, ein bestimmtes Protein, Häm-Eisen und Ähnliches im Verdacht stehen Dies und Jenes zu verursachen. Selten heißt es direkt, Fleisch sei verantwortlich dafür – auch wenn diese Stoffe nur im Fleisch zu finden sind. Einerseits ist diese Vorgehensweise sinnvoll und notwendig, andererseits geht dadurch der eigentliche Fokus verloren. Jeder weiß, dass man gesättigte Fettsäuren, Antibiotika, Cholesterin und andere Stoffe meiden sollte – irgendwie wird aber immer wieder vergessen zu erwähnen, wo diese Stoffe enthalten sind. Deshalb sind Meta Studien wie die der WHO so wichtig. Sie bringen wieder Kontext in den Dschungel der Fachworte und benennen Dinge so wie sie sind.

5. Was ist mit unverarbeitetem Fleisch?

Bis wann zählt Ihrer Meinung nach Fleisch als unverarbeitet? Wir sprechen sicherlich nicht von der frischesten Variante – dem Biss ins lebende Tier. Das Tier wird nämlich schon zu Lebzeiten mit Hormonen und Antibiotika behandelt, nach dem Tod ausgeblutet und abgehangen. Erst nach der Leichenstarre ist das Fleisch überhaupt genießbar. Es ist schwer da eine Grenze zu ziehen. Aber selbst wenn wir das außer Acht lassen, wird ein Apfel nicht plötzlich zum Schwein, nur weil man ihn püriert. Sicherlich ist der Verarbeitungsprozess beteiligt an der schädlichen Wirkung auf unsere Körper, aber viele der Stoffe, die uns krank machen können, sind schon im unverarbeiteten Fleisch enthalten. Die WHO versteht unter rotem Fleisch übrigens jegliches Fleisch vom Schwein, Rind, Schaf, Lamm und Kalb. Ich nehme es nur ungern vorweg, aber in Zukunft werden Sie mit ähnlichen Aussagen über Geflügel und andere Fleischsorten rechnen müssen. Denn auch hier zeichnet sich ein starker Trend in der Studienlage ab.

6. Ist ein bisschen Fleisch gesund?

Dies ist das typische „Alles in Maßen“ Argument. Zunächst einmal: sollten wir auch gesunde Dinge nur in Maßen konsumieren? Damit wir auch nur in Maßen gesund bleiben? Wo beginnt der maßvolle Genuss und wo hört er auf?
Man hört zwar immer wieder, dass man sich selbst an Wasser vergiften kann, bzw. zu viele Bananen ungesund seien, aber sind das wirklich Probleme des Alltags? Kennen Sie ernsthaft jemanden, der mehr als 100 Bananen auf einmal isst, oder seinen Durst mit einem 5 Liter-Wasser-Glas versucht zu stillen? Hört man auf die eigenen Körpersignale, ist es praktisch unmöglich zu viel eines gesunden Lebensmittels zu sich zu nehmen. 3 Donuts oder Steaks verschwinden jedoch problemlos in einer Mittagspause. Gemäßigt sollen eigentlich nur ungesunde Dinge werden, weil sie eben ungesund sind – ein kalkuliertes Risiko.

Weniger ist zwar immer besser, aber manchmal ist selbst ein Wenig schon zu viel. Leider bezieht sich das nicht nur auf Fleisch. Nehmen wir das Beispiel Cholesterin, welches nur in tierischen Produkten enthalten ist. Neben Gehirnen sind beispielsweise Eier die konzentrierteste Form von Cholesterin. Eine aktuelle Meta Analyse, bei der über ein dutzend Studien mit 300.000 Menschen ausgewertet wurden, kommt zu der Erkenntnis, dass jegliche Zufuhr von Cholesterin schädlich sein kann.

Dr. Caldwynn Esselstyn, einer der führenden Ärzte für Behandlung von Herzkrankheiten durch Ernährungsumstellung, sagt es deutlich: „In Bezug auf Cholesterin, führt maßvoller Genuss zum Tod“ Auf die Frage, ob etwas gegen das gelegentliche Steak oder ein Stück Pizza einzusetzen sei, antwortet er: „Wir wissen jetzt, dass eine einzige fettige Mahlzeit den Blutfluss der Arterien kompromittiert. Dies trifft auch auf junge Leute zu. Man kann es schon 5 Minuten später in einem Scan sehen.“ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10946449 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9860365

7. Ist eine fleischlose Ernährung überhaupt gesund?

Jede Mutter sagt ihrem Kind, dass es sein Gemüse aufessen muss. Vor allem dunkelgrüne Blattgemüse enthalten hunderte verschiedener gesundheitsfördernder Stoffe. Auch vor Mangelerscheinungen muss man sich nicht fürchten. Außer Vitamin B12 lässt sich jeder einzelne Nährstoff, den man im Fleisch findet, ohne die Nebenwirkungen aus anderen Lebensmitteln beziehen – andersherum geht das nicht. Deshalb ist eine ausgewogene rein pflanzliche Ernährung (vegan) auch nachgewiesener Maßen für Menschen jedes Alters gesund – inklusive Schwangere und Athleten. Eine pflanzliche Vollwertkost ist außerdem die einzig nachgewiesene Ernährungsform, die unsere Todesursache Nummer 1 – Herzkrankheiten nicht nur verhindert, sondern sogar rückgängig machen kann.

8. Mein Arzt sagt aber: Fleisch sei unverzichtbar.

Kennen Sie die Geschichte von den 5 Blinden, die einen Elefanten beschreiben sollen, jeder darf jedoch nur einen Teil des Ganzen berühren? Der Eine denkt, er habe einen Pinsel berührt, der Nächste denkt vor einer Säule zu stehen, ein Anderer glaubt eine Schlange zu berühren usw.

Wenn man sich auf isolierte Bestandteile des Fleisches versteift, kann man natürlich argumentieren, dies oder das sei gut für uns. Leider essen wir aber keine Wirkstoffe sondern Nahrung. Wie schon oben geschrieben, können wir uns nicht einfach einzelne Stoffe herauspicken, ohne die Gesamtheit zu betrachten.

Das Thema des Reduktionismus in der Ernährungswissenschaft behandelt Dr. Colin T. Campbell ausführlich in seinem sehr empfehlenswerten Buch „Whole“

Ärzte sind Spezialisten. Der menschliche Körper ist so komplex, dass wir heutzutage nicht mehr nur zum Chirurgen gehen, sondern Spezialisten für jedes einzelne Körperteil haben. Das ist auch gut so. Dadurch ist die Schulmedizin in der Lage akute Verletzungen effektiv zu behandeln. Ein Spezialist ist jedoch jemand, der immer mehr über immer weniger weiß – bis er (im schlimmsten Fall) alles über nichts weiß.

Leider haben die meisten Ärzte nicht wesentlich mehr Ahnung zum Thema Ernährung als der Durchschnitt. Wie können sie auch, wenn im Studium im Schnitt nur 2-3 Stunden für dieses bodenlose Thema eingeplant sind? Auch Ärzte sind nur Menschen. Nebenbei, wer kennt ihn nicht, den übergewichtigen, rauchenden Arzt?

Wenn Sie sich eine Meinung von medizinischen Experten zum Thema Ernährung einholen möchten, sind die Werke von Dr. Neal Barnard, Dr. Joel Fuhrmann, Dr. Caldwell Esselstyn und Dr. John McDougle eine gute erste Anlaufstelle.

9. Darauf brate ich mir erst mal ein Steak.

Wenn man die gesundheitlichen Risiken wirklich ignorieren möchte, kann ich nur eines darauf antworten: Guten Appetit – es ist Ihr Körper.

Dieser Punkt öffnet jedoch ein ganz anderes Fass. Auch wenn jeder mit seinem Körper anstellen kann, was er möchte, sollte er sich darüber hinaus im Klaren sein, dass er nicht nur sich, sondern auch seinen Mitmenschen schadet. Deshalb gibt es unter anderem den Nichtraucherschutz. Auch wenn einem niemand mit Würstchen die unmittelbare Luft vermiesen kann, sind die Auswirkungen der Massentierhaltung wesentlich fataler für die Umwelt als das bisschen Zigarettenqualm. Wir teilen uns alle diese eine Erde und können durch unser eigenes Handeln mehr bewirken als wir glauben.

10. Was soll ich dann überhaupt essen?

Das ist eine leicht zu beantwortende Frage: Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen.
Wie man diese gesunden Lebensmittel so zubereitet, dass sie zu einem kulinarischen Erlebnis werden, erfahren Sie im nächsten Teil.

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One thought on “10 typische Reaktionen & Fragen zum WHO Bericht: Ist Fleisch wirklich ungesund?

  1. Sehr guter Bericht, muss ich sagen!
    Ich lebe seit nunmehr 20 Jahren vegetarisch und seit einem Jahr (mit Ausnahmen, ich bin ehrlich) vegan. Es gibt keinerlei Mangelerscheinung und blöde Kommentare ignoriere ich weitestgehend, bzw. ich gehe nicht darauf ein.

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